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Ein Stück Paradies

 

Es ist noch nicht lange her, dass sich Schauspieler Fritz Egger nach einem langen Probentag im Zug erschöpft niederließ, die Zeitung aufschlug, wie es sich so gehört in seinem Metier zuallerst den Kulturteil aufblätterte und ihm dabei ein Artikel ins Auge sprang, der das berufliche Leben des Oberösterreichers verändern sollte. 

Denn berichtet wurde an diesem Tag von der Schließung derSommertheaterbühne Meggenhofen. Ebenjener Sommertheaterbühne, in derem Zuschauerraum Egger als Jugendlicher seine allererste Theaterluft geschnuppert hatte. Noch bevor er fertiggelesen hatte, wurde ihm klar: Da muss ich nachhaken. Was folgte, ist schnell erklärt: Ein Telefonat hin, ein Telefonat her. Ein Kaffee mit der Besitzerin des Hofes, Elisabeth Moussoulides, in Wien, eine Begehung in Meggenhofen und eine Bedingung: Jedes Jahr eine Eigenproduktion, Genre „gehobenes Volksstück“. Und schon war Fritz Egger der neue künstlerische Leiter.

Genau jenes hätte vergangenes Wochenende unter der Regie von Martin Leutgeb Premiere gefeiert. „Der Brandner Kaspar und das ewig Leben“ wäre am Spielplan gestanden, ist nun auf 2021 verschoben und verspricht viel. Nach dem großen Erfolg im ersten Intendanz-Jahr Eggers 2019, bei dem das Stück „Erde“ gezeigt und viel gelobt und bei allen Vorstellungen bis in die hintersten Plätze ausverkauft war, wäre der Brandner Kaspar sicherlich ebenso gut beim Publikum angekommen. 

Das Konzept des Theatersommers Meggenhofen, das übrigens unweit von Grieskirchen, dem Heimatort Eggers liegt, ist einfach erklärt. Während in den Jahren vor der Schließung „nur mehr“ Gastspiele unterschiedlicher Bereiche gezeigt wurden – von Jazz über Kindertheater bis hin zu Kabarett – fügte Egger den Bereich Eigenproduktion hinzu. So wie es auch in den Anfängen des Theaters in Meggenhofen üblich war. Bis in die 90er wurde dort selbst inszeniert, jetzt wieder. Heuer nicht. Aber nächstes Jahr. So weit, so fix.

Wie gesagt, steht am Plan auch in diesem bzw. nun im nächsten Jahr ein Volksstück. Warum genau dieses Genre, das wird klar, wenn man das Theater mit eigenen Augen sieht, riecht, hört. Denn dieser Schauplatz ist prädestiniert dafür, es ist quasi „lebendiges Bühnenbild“. Der Vierseiter, der umgeben ist von Wiesen und Feldern, mit einem Innenhof, der besser fürs Theater nicht gemacht sein könnte. Ein überdachter Zuschauerraum auf zwei Seiten, die beiden anderen Seiten bespieltes Haupthaus sowie Bühne selbst, ebenfalls teilüberdacht und unter einem großen Balkon sich befindend, der viele Möglichkeiten für die Inszenierung bietet. Letztes Jahr stand dort der Chor Meggenhofen, zusammengesetzt aus Bewohner/innen der Gemeinden rundherum. Auch heuer hätte es wieder Chorpartien gegeben und Musik und zehn Schauspieler und Fritz Egger hätte erneut die Hauptrolle, den Brandner Kaspar übernommen. Erzählt hätte das Stück, das nach einem Roman aus dem Jahre 1871 geschrieben wurde, vom Paradies und vom Nicht-Wahrnehmen ebenjener Schönheiten, die ebendieses bereits auf Erden für die Menschen bereithält, da diese es häufig erst dann bemerken, wenn es zu zerbröckeln droht. 

Philosophisch und erheiternd wären die Abende in Meggenhofen bestimmt geworden und auch das restliche Programm – Jazz, Kabarett, Kindertheater – hätte sich sehen lassen können. Wäre nicht alles anders gekommen heuer. Fritz Egger jedenfalls sitzt schon wieder im Zug. Nach Wien. Mal sehen, was er dieses Mal liest. Auf jeden Fall aber will er das Programm des „Theatersommers Meggenhofen 2020“ so weit als möglich im Jahr 2021 zeigen. 

Details:  http://theatermeggenhofen.at/spielplan/

Datum: 8. Juni 2020 / Text: Michaela Anna Ogris-Grininger / Foto: Theater Meggenhofen

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