Ich gebe mich geschlagen. Ja! Sie hatten Recht! Nächstes Mal nehme ich den Zug. Versprochen. Wissen Sie, wie lange ich unterwegs war, um von Linz nach Südengland zu gelangen? Von Tür zu Tür – 12 Stunden! Und das alles für einen 12-stündigen Aufenthalt. Nett war es trotzdem. Auch trotz der vielen Kinder im Flugzeug. Oder womöglich sogar gerade wegen der vielen Kinder?!
Bislang dachte ich ja, ich fände nur meine eigenen und maximal noch die Kinder meiner Freunde sympathisch. Nun muss ich konstatieren, dass akuter Kinderentzug zu plötzlicher Zuneigung zu wildfremden Kindern führt! Aha, ich auch, dachte ich, als ich mich beim Grimassenschneiden am Gate B27 in Frankfurt ertappte. Willkommen im „Einmal Mama, immer Mama Club“, sagte eine Freundin, als ich ihr davon erzähle.
Dieses permanente „Michverantwortlichfühlen“ ging sogar so weit, dass ich einer Familie aus Griechenland dazu riet, doch besser die Klimaanlage über dem Kopf ihres Babys abzustellen, damit es sich nicht erkältet. Für den Fall, dass es schon zu spät war, riet ich zu Lavendelöl bei einer Ohrenentzündung und zu Thymian-Myrthe Balsam bei Husten und Schnupfen. Um bloß nichts Falsches anzuraten, borgte ich mir sogar extra ein Griechisch-Englisch Wörterbuch aus… . Da freut man sich, endlich wieder einmal ein paar Stunden nur für sich selbst sorgen zu müssen und dann so etwas!
Zu Hause empfing mich übrigens ein sauber geputzter Esstisch mit einem Zettel darauf, der mich darüber in Kenntnis setzte, dass sich der Rest der Familie im Tiergarten befindet. Ob sie es glauben oder nicht, aber es geht offenbar tatsächlich auch ohne mich!!! Beflügelt von diesem neu gewonnenen Freiheitsgefühl stellte ich mir kurz vor, wie es wohl wäre, das seit Monaten erste Vollbad in aller Ruhe zu genießen. Diesen Gedanken verwarf ich allerdings ebenso schnell, wie er gekommen war. Baden und Fliegen an einem Tag, das geht dann aber wirklich nicht.