So eroberten drei junge Filmemacher die Filmfestspiele in Cannes
Viele träumen davon, aber nur wenige tun es: Einmal einen eigenen Film drehen. Drei junge Mühlviertler haben es gewagt und landeten mit ihrem Pilotprojekt mitten in den Filmfestspielen von Cannes. Die Geschichte eines ungeplanten Höhenflugs.
Ohne Budget zum großen Erfolg Es ist kurz nach neun Uhr morgens als Julius Pirklbauer, Maximilian Modl und Stefanie Altenhofer den Gastgarten des Café Meier am Linzer Pfarrplatz betreten. Das sind sie also, die Freunde aus dem „tiefen“ Mühlviertel, die letzten Sommer beschlossen haben, einen Film zu drehen. „Trial and Error“, so lautet(e) das Motto der drei Mitzwanziger, denn Erfahrung im Filmemachen hatten sie bislang keine. Umso überraschender kam der Erfolg: Mit „Für immer wir“, wie der 22 minütige Stummfilm, der die berührende Geschichte eines Liebespaares in den 50ern erzählt, heißt, beeindruckten sie nicht nur zu Hause in Linz beim Crossing Europe Fillmfestival, sondern vor allem auch in der Short Film Corner bei den Filmfestspielen in Cannes. Erstaunlich nicht nur, weil es ihr erstes Filmprojekt war, sondern vor allem auch weil sie überhaupt kein Geld dafür zur Verfügung hatten. Die Kamera wurde ausgeborgt und durch selbst gebaute Fixierungen erweitert, die Requisiten in den Kellern von Bekannten und Freunden aufgestöbert und die Versorgung während der zwei Monate Filmarbeit wurde durch ihre Eltern und Großeltern gesichert. Als Drehort diente neben den Mühlviertler Straßen und Gärten der alte Dachboden der Pirklbauers, der, neben einer alten BMW Maschine ebenfalls aus dem Familienbesitz, auch die Inspirationsquelle für die Story war.
Naturtalente am Werk Dass das Ergebnis dabei – sowohl die filmische Umsetzung betreffend als auch von der schauspielerischen Qualität her – alles andere als dilettantisch wirkt, das liegt wohl einerseits am höchstprofessionellen Kameraumgang des technikaffinen Julius und an dem „mimischen Naturtalent“ von Stefanie und Max, andererseits an der Tatsache, dass die drei ehemaligen Schulfreunde ein perfekt eingespieltes Team sind. Minutenlange Wortspielereien folgen hochkonzentriertem Arbeiten um dann ganze Szenen noch einmal völlig umzugestalten. „Das geht eben nur unter uns, in einem Team von dreißig Leuten wird es da schon komplizierter“, ist sich das Trio einig. Genau deswegen wollen sie sich auch ganz genau überlegen, ob und vor allem wen sie sich für die nächsten Arbeiten mit ins Boot holen. Anfragen gibt es im Moment natürlich genügend…
Cannes ruft schon wieder Gerade eben werden Julius, der Umwelttechniker, Max, der Jurist und Stefanie, die Sozialwirtin mit ihrem Studium fertig. Endlich, denn es brennt den Mühlviertlern gehörig unter Nägeln, nach „Für immer wir“ den nächsten Film-Streich zu begehen. „Wir werden uns zum Arbeiten im August wieder ins Mühlviertel zurückziehen – oder vielleicht nach Bali in ein eigenes Haus“, scherzen die Freunde beim letzten Schlückchen Kaffee. Ein paar ganz konkrete Vorstellungen für ihr nächstes Werk haben sie schon: Erstens soll es dieses Mal kein Stummfilm mehr werden. Zweitens soll die Musik von lokalen Musikern kommen und drittens soll auch dieser Film auf jeden Fall wieder nach Cannes. Und dann geht’s natürlich ab nach Hollywood…
„Für immer wir“ können Sie sich übrigens kostenlos im Internet ansehen unter der Webadresse www.vimeo.com/16250797
Erschienen im Oberösterreichischen Kulturbericht – Folge 8 – August 2011