Doris Miedl-Piseckys „Farbgespräche“ im Zwinger von Schloss Hagenberg
Wenn sich Doris Miedl-Pisecky in ihr Atelier begibt… beginnt sie zu musizieren. Frei nach den Eindrücken, die erlebte Landschaften tief in ihrem Inneren hinterlassen haben, werden (Farb-)Akkorde angeschlagen, wird experimentiert, variiert und moduliert. Als Farbmusikerin belebt die oberösterreichische Künstlerin damit eine Facette der Malerei, die heut zu Tage eher selten geworden ist. Sie selbst fühlt sich in der Tradition von Pier Kirkeby, Matisse und den großen Venezianern arbeitend.
Landschaften, Licht & Leben
Maßgeblich beeinflusst wurde die 1948 in Linz geborene Künstlerin von Aufenthalten im Toten – sowie im Atlasgebirge, in Kappadokien und in Nordwestamerika. „Es sind weniger topographische Gegebenheiten, als vielmehr verschiedene Lichteinfälle auf Felsen oder im Wasser, die mich inspirieren“, so DMP. Die von Gelb- und Lilatönen dominierten Bilder berichten dabei keineswegs von einer heilen Welt, sondern von einer von Verwerfungen, Brüchen und Veränderungen geprägten. „Schließlich sind es eben genau diese Einschnitte, die funktionierende zwischenmenschliche Beziehungen ausmachen“, betont die Farbmusikerin und verweist mit einem Augenzwinkern auf ihre Ehe mit dem bekannten Künstler Oswald Miedl.
Japanische Haikus
Während Acryl und Leinwand die bislang bevorzugten Instrumente der Mutter dreier Kinder und dreifachen Großmutter waren, erforscht DMP seit kurzem die Farbwirkungen auch mittels Unikatholzdrucken. Inspirationsquellen sind ihr dabei vorwiegend vegetative Motive, florale Muster und japanischen Haikus (streng reglementierte, dreizeilige japanische Gedichtform, Anm.). So wie die Malerin ihre „Frühlingsgespräche“ malt, beschrieb der japanische Haiku-Dichter Yosa Buson (1716 – 1783) den Beginn dieser neuen Jahreszeit mit Worten:
„In allen Winkeln
Blieb die Kälte – doch sieh:
Die Pflaumenblüte.“
In diesem Sinne laden die Bilder von Doris Miedl-Pisecky zu einer Reise in die eigenen Erinnerungen ein. Die Ausstellung „Farbgespräche“ ist von 28. April bis zum 29. Mai 2011 im Zwinger von Schloss Hagenberg zu sehen. Nähere Informationen erhalten sie unter der Telefonnummer 07236/2576.
Erschienen im Oberösterreichischen Kulturbericht – Folge 6 – Mai 2011