Ich sag‘s Ihnen wie es ist. Ich muss heuer meinen Waldviertel „Sechs Erwachsene, acht Kinder“ -Urlaub frühzeitig abbrechen, weil ich sonst ALLES verpasse. Kultur geht schließlich vor Urlaub, oder? Und praktischerweise ist die Kultur in diesem Fall an einem Ort, an dem ich auch gerne Urlaub mache. Nicht nur weil es dort so schön ist – die Sommerfrische lässt grüßen – sondern weil ich von dort komme. Gmunden ist meine Heimatstadt. Im Sommer mag ich sie am liebsten. Und das liegt eben nur zum Teil am See, den Bergen und der schönen Altstadt.
Bereits im späten 19. Jahrhundert ließ der aus Salzburg kommende Theaterdirektor Joseph M. Kotzky auf eigene Kosten das Stadttheater in Gmunden errichten. Der Grund: Die vielen Gäste, die in den Monaten Juli bis September ob der bereits angesprochenen Sommerfrische am Traunsee weilten, sollten während ihres Aufenthaltes nicht auf den Kulturgenuss verzichten müssen. Eine löbliche Idee, die 1987 wiederaufgenommen wurde und von da an Jahr für Jahr weiter ausgebaut wurde. 2012 feierten die Salzkammergut Festwochen Gmunden schließlich ihr 25jähriges Bestehen.
Spannende Spielstätten Mit einem noch umfangreicheren Programm wie schon in den letzten Jahren werden heuer von 19.7.bis 26.8. die 26. Festwochen begangen. Neben dem traditionellen Stadttheater werden eine Fabkrikhalle der Jahrhundertwende – die Hipphalle –. sowie u.a. das Schloss Eggenberg, das Thomas Bernhard Haus in Ohlsdorf, die Villa Maleta in Oberweis, das Karbach Ufer und die Römerkirche in Aurachkirchen bespielt.
Konzerte, Theater, Lesungen und bildende Kunst Die Salzkammergut Festwochen bedienen mehrere Sparten von Kultur. Im Zuge der Konzert-Schiene, in der sowohl Blues und Jazz als auch Klassik und Chanson vertreten sind, werden u.a. Eva Mattes, Al Cook, Ernst Molden und das „Wood Air Quartett“, dass sich heuer erneut auf ihre ganz eigene, sehr moderne Art und Weise dem Barock widmet, zu hören sein. In der Sparte Theater werden im Stadttheater Dorothee Hartinger, eine meiner persönlichen Lieblingsschauspielerinnen des Burgtheaters, in „Die Wand“ sowie u.a. zwei Gastspiele aus Deutschland sehen sein.
Der traditionelle Literaturschwerpunkt „Ein Fest für…“ widmet sich heuer dem vielseitigen Künstler Gerhard Rühm. Eine große Freude bereitet mir persönlich zudem der Schwerpunkt zahlreicher Lesungen, der sich mit den „Großen Romanen des frühen 20. Jahrhunderts“ auseinandersetzt. Hier zu erwähnen ist auf jeden Fall die Szenische Aufführung des Burgschauspielers und geborenen Oberösterreichers Philipp Hochmair, der einen Monolog nach dem Kafka-Roman „Der Prozess“ geben wird. Außerdem liest Cornelius Obonoya aus Doderers „Die Strudelhofstiege“ sowie Franz Schuh aus Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“.
Der Bereich der Bildenden Kunst ist durch drei große Ausstellungen vertreten. In dieser konfrontativen und provokativen Ausstellung, die ein einmaliges Beispiel von künstlerischen Abenteuern wie des heutigen Kunstlebens in Berlin gibt, werden Arbeiten von über 100 KünstlerInnen zu sehen sind sein.
Und weil auch schon die Kleinen Kunst konsumieren wollen (müssen – meine zumindest), wurde heuer die Kinderprogrammschiene ausgebaut. Von Figurentheater über ein Kinderkonzert mit Maki Namekawa bis hin zu einer Märchenbühne ist alles mit dabei. Praktischerweise auch in der Hipphalle, wo richtig viel Platz ist – und sich die Eltern dann vorher oder nachher noch die Ausstellungen ansehen können.
Wie Sie sehen, ich kann heuer Gmunden eigentlich nicht verlassen… www.festwochen-gmunden.at