Hereinspaziert ins Atilier Einfach!
Das macht Lust aufs Selbermacher oder noch besser: Hingehen und einkaufen! Dieses Mode- und Kunstatelier ist mehr als nur der Arbeitsplatz von kreativen Menschen.
Schade eigentlich, dass es so etwas hierzulande nicht häufiger gibt. 2007 gegründet von den isländischen Schwestern Helga und Linda Steinthórsdóttier, kommt das Atilier Einfach (Atilier ist die isländ. Bezeichnung für Atelier, Anm.) auch vier Jahre später nicht aus dem Gespräch. Während die Designerin Helga mittlerweile wieder zurück in ihre Heimat gekehrt ist, sind am Tummelplatz 4 ihre Schwester Linda und seit Sommer 2010 auch die Linzerinnen Claudia Vojka und Martina Schmidauer am Werken. Werken, das darf man hier wörtlich nehmen. Denn die drei Frauen sind passionierte Handarbeiterinnen. Von Schmuck über Taschen über Kleider über Bilder – alles wird im kleinen Atelier am Aufgang zum Schlossmuseum selbst gemacht. Und zwar vor Ort. Da ist es keine Seltenheit, dass ein Kleidungsstück schon nach wenigen Stunden in der Auslage die Besitzerin wechselt.
Isländische Designer-Mode Zum sich selbst etwas Nähen kommen die Gründerinnen des Labels iama needs schon lange nicht mehr. Jeden Donnerstagabend, Freitag und Samstag treffen sich die beiden langjährigen Freundinnen um gemeinsam ihre Ideen umzusetzen. Wie in einem Wohnzimmer sitzen sie dann und arbeiten, was das Zeug hält. Das schafft eine nette Atmosphäre, die auch die Kundschaft schätzt. „Im Atilier Einfach ist es fast so, als würde ich zu Hause mit Freunden Mode und Schmuck probieren“, sagt Dorothée Moser, die schon von Anbeginn im Atilier Einfach einkauft. Hier bekomme ich Einzelstücke, Dinge die sonst niemand hat, mit dem gewissen Etwas.“
Helga Steinthórsdóttier, die Gründerin des Atiliers und des Labels Myr Design, deren Kleider ebenfalls am Tummelplatz zu finden sind, hat den Sprung geschafft und ist in den letzten Jahren zu einer international bekannten Designerin avanciert. Davon sind Claudia und Martina zwar noch entfernt, aber sie geben ihr Bestes. Nur mehr einen freien Tag gönnen sie sich und der Familie, den Rest verbringen sie mit Arbeiten. Aber wenn Arbeit Spaß macht, dann darf das ja auch so sein. Linda Steinthórsdóttier hat’s vor allem mit dem Stricken und Malen. In internationalen Ausstellungen gehen ihre Bilder weg wie die warmen Semmeln. Und ihre Hauben sind sowieso der Hit. Aus isländischer Schafwolle – in Island gibt es ja schließlich mehr Schafe als Menschen – und in starken Farben sind sie mein erklärtes Musthave dieses Winters!
Mentalitäten-Mix Erst durch das Atelier-Sharing am Tummelplatz sind die beiden“ g’schickten“ Linzerinnen übrigens dem kleinen Land im Norden näher gekommen. Und dass Island und Österreich doch mehr gemeinsam haben, als ursprünglich gedacht, davon können sie sich in ihrem beruflichen Alltag immer wieder überzeugen. Durch das eingespielte Handwerken – eine Mischung aus straighter „Let’s Do It“- Mentalität der Isländerinnen und dem „Moch ma’s, don wird’s scho wos“ der Linzerinnen – ergeben sich nicht nur sehr spezielle Modestücke, sondern auch immer wieder tolle und mittlerweile stadtbekannte Feste mit lässigen DJs und gemütlichem Beisammensein.
Das nächste Fest findet am 30. November statt – Im Atilier Einfach am Tummelplatz 4.
Erschienen im Oberösterreichischen Kulturbericht – Folge 12 – Dezember 2011